Martin Walser, geboren am 24. März 1927 in Wasserburg, ist deutscher Schriftsteller und Ehrenbürger der Gemeinde Wasserburg. Er wurde bekannt durch seine Darstellung innerer Konflikte der Antihelden in seinen Romanen und Erzählungen. Ein immer wiederkehrendes Motiv Martin Walsers ist das Scheitern am Leben. Walsers Helden tragen meist einsilbige Nachnamen („Dorn“, „Halm“, „Zürn“, „Lach“), und sie sind den Anforderungen, die ihre Mitmenschen oder sie selbst an sich stellen, nicht gewachsen. Der innere Konflikt, den sie deswegen mit sich austragen, findet sich in allen großen Walser-Romanen wieder. Dass die Kämpfe nur in der Seele seiner Helden brodeln, während die äußere Handlung meist Nebensache bleibt, macht Martin Walser zu einem typischen Vertreter der deutschen Nachkriegsliteratur (wie Heinrich Böll, Peter Handke oder Siegfried Lenz) und setzt ihn im Gegensatz zur angelsächsischen Literaturtradition, in der das Vorantreiben einer äußeren Handlung weit bedeutender ist.
Martin Walser
Lebenslauf
24. März 1927: Martin Walser wird in Wasserburg (Bodensee) als Sohn eines Gastwirtes geboren.
1938-1943 Besuch der Oberschule in Lindau.
1943-1945 Teilnahme am Zweiten Weltkrieg, zunächst als Flakhelfer, danach im Arbeits- und Wehrdienst.
1946 Abitur in Lindau.
1946-1951 Studium der Literatur, Geschichte und Philosophie in Regensburg und Tübingen. Promotion mit einer Arbeit über Franz Kafka.
1949-1957 Reporter, Regisseur und Hörspielautor beim Süddeutschen Rundfunk in Stuttgart.
In dieser Zeit unternimmt Walser für Funk und Fernsehen Reisen nach Italien, Frankreich, England, Polen und in die CSSR.
1950 Heirat mit Katharina Neuner-Jehle.
1953 Walser wird Mitglied der „Gruppe 47“. Dieser Zusammenschluss von Schriftstellern und Publizisten setzt sich für ein neues, demokratisches Deutschland ein und bestimmt das Bild der westdeutschen Literatur bis in die 60er Jahre hinein.
1955 Das literarische Schaffen Walsers wird mit Erscheinen des Erzählungenbandes „Ein Flugzeug über dem Haus“ erstmals von der Öffentlichkeit wahrgenommen.
Preis der Gruppe 47 für die Erzählung „Templones Ende“.
1957 Walser lebt und arbeitet fortan als freier Schriftsteller am Bodensee.
Für seinen ersten Roman, „Ehen in Philippsburg“, wird Walser mit dem Hermann-Hesse-Preis ausgezeichnet.
1958 Dreimonatiger USA-Aufenthalt. Teilnahme am Harvard-International-Seminar.
1960 Veröffentlichung des Romans „Halbzeit“, des ersten Teils der Anselm-Tristlein-Trilogie.
1961 Walser startet als erster Publizist in der Bundesrepublik eine Wahlinitiative für die SPD.
1962 Uraufführung des Dramas „Eiche und Angora“. Auszeichnung mit dem Gerhart-Hauptmann-Preis.
1966 Veröffentlichung des zweiten Teils der Anselm-Tristlein-Trilogie: „Das Einhorn“.
1973 Abschluß der Anselm-Tristlein-Trilogie mit dem Roman „Der Sturz“.
1975 Uraufführung des Stückes „Das Sauspiel“ in Hamburg.
1978 Veröffentlichung der Novelle „Ein fliehendes Pferd“, die die Problematik der Midlife-Crisis schildert.
1979 Veröffentlichung des Romans „Seelenarbeit“.
1981 Auszeichnung mit dem Georg-Büchner-Preis.
Veröffentlichung der Frankfurter Poetik-Vorlesungen unter dem Titel „Selbstbewußtsein und Ironie“.
1983 Viermonatiger USA-Aufenthalt als Gastdozent an der University of California, Berkeley.
1985 Veröffentlichung des Romans „Brandung“.
1987 Auszeichnung mit dem Großen Bundesverdienstkreuz.
1988 November: Bei einem Auftritt in der Reihe „Reden über das eigenen Land: Deutschland“ erregt Walser mit dem Bekenntnis Aufsehen, daß er sich mit der deutschen Teilung nicht abfinden könne.
1990 Auszeichnung mit der Carl-Zuckmayer-Medaille, dem Ricarda-Huch-Preis und dem Großen Literaturpreis der Bayerischen Akademie der Schönen Künste.
1991 Veröffentlichung des Romans „Die Verteidigung der Kindheit“, dessen Thema in direkter Beziehung zur deutschen Einheit steht. Walser verbindet in diesem Roman die politische Geschichte des Zweiten Weltkriegs und der aus ihm folgenden deutschen Teilung mit der Lebensgeschichte des Alfred Dorn, einem der typischen Walserschen Antihelden.
1993 Veröffentlichung des Familienromans „Ohne einander“.
Auszeichnung mit dem Orden „Pour le mérite“.
1996 Veröffentlichung des Romans „Finks Krieg“, der den deutschen Politikalltag beleuchtet und dem eine reale Auseinandersetzung in der hessischen Staatskanzlei („Affäre Gauland“) zugrundeliegt.
1997 Anläßlich des 70. Geburtstags Walsers bringt der Suhrkamp Verlag eine große Werkausgabe in 12 Bänden heraus.
1998 Veröffentlichung des Romans „Ein springender Brunnen“.
11. Oktober 1998: Auszeichnung mit dem Friedenspreis des Deutschen Buchhandels. In seiner Dankesrede kritisiert Walser die „Instrumentalisierung“ von Auschwitz und behauptet, die permanente Thematisierung des Holocaust erziele letztlich den Effekt des Wegschauens. Die Rede löst eine öffentliche Kontroverse mit Ignatz Bubis, dem Vorsitzenden des Zentralrats der Juden in Deutschland, aus.
12. Oktober 1998: Bubis wirft Walser „geistige Brandstiftung“ vor.
26. November 1998: Erste öffentliche Stellungnahme Walsers zu den gegen ihn erhobenen Vorwürfen. Er betont, nicht von einem unter die Geschichte zu ziehenden „Schlußstrich“ gesprochen zu haben.
In der weiteren Debatte wirft Bubis Walser und dem früheren Hamburger Bürgermeister Klaus von Dohnanyi (geb. 1928), der den Schriftsteller verteidigt hat, „latenten Antisemitismus“ vor.
12. Dezember 1998: Walser und Bubis treffen sich zu einem Gespräch, in dem sie den Streit um Walsers Friedenspreisrede beilegen. Bubis nimmt den Vorwurf der „geistigen Brandstiftung“ zurück, betont aber die Mißverständlichkeit der Walserschen Äußerungen, wohingegen Walser auf der Unmißverständlichkeit seiner Rede besteht. Übereinstimmung finden beide in der Auffassung, daß für den Umgang mit der deutschen Vergangenheit noch keine angemessene Sprache gefunden sei.
Januar 1999: Die deutschen Buchhändler wählen Walser zum „Autor des Jahres 1998“.
Horst Wolfram Geissler
Horst Wolfram Geißler kennt man als Erzähler und Verfasser humorvoller Unterhaltungsromane. Seine berühmteste Romanfigur „Der liebe Augustin“ ließ er in Wasserburg im Pfarrhaus am Bodensee aufwachsen. Aus Dank wurde er deshalb zum Ehrenbürger von Wasserburg ernannt.
Leben und Wirken
Geboren am 30. Juni 1893 in Wachwitz bei Dresden verbrachte Geißler seine Jugend in Weimar; Studium in Kiel und München, Dr. Philosophie, Lebte seit 1912 in München und wohnte ab 1947 in Hechendorf am Pilsensee (Oberbayern). Seinem ersten, 1916 veröffentlichten Roman folgte eine Reihe weiterer erzählender Werke, die teils vor geschichtlichem und kulturgeschichtlichem Hintergrund, zum Teil in der Gegenwart spielen und meist die freundlichere Seite des Lebens beleuchten.
1921 schrieb er seinen berühmtesten Roman „Der liebe Augustin – Die Geschichte eines leichten Lebens“. Diesen famos fröhlichen Burschen lässt der Dichter, in napoleonischen Zeiten aus Mittenwald an den Bodensee kommen, wo er in Lindau, nachdem er zu Hause natürlich eigentlich das Geigenbauen gelernt hat, Spieldosenmacher wird. Irgendwann, aus Liebe aus der nichts werden darf, denn Friederike ist Fürstäbtissin, wird er krank. Der berühmte Mesmer heilt ihn, er heiratet, stirbt und er lebt in Lindau (einen Inselzipfel Lindaus sieht man von Wasserburg aus). Im vorletzten Satz nun der Bodensee: „…ich geh jetzt auf eine lange Wanderung – der See glänzt so still, der Himmel ist wie ein Beet voll dunkler Veilchen, und auf den Uferwiesen blühen die Kirschbäume im letzten Licht. Alles ist herrlich leicht und ohne Erdenschwere…“, sagt er, dann stirbt er wirklich.
Es war der ausdrückliche Wunsch von Geißler (+ 20. April 1983 in München) auf dem Friedhof in Wasserburg am Bodensee neben der St. Georg Kirche seine letzte Ruhe zu finden. Sein Grab, im Biedermeierstil gestaltet, findet man gleich links wenn man hineinkommt, noch unter den südlich ausladenden Ästen der großen Friedenseiche von 1871, die vor dem Friedhof steht.
Durch zahlreiche Übersetzungen ist Geißlers Schaffen auch im Ausland bekannt geworden. Horst Wolfram Geißler ist mit seinem „Der liebe Augustin“ im KLL (Kindlers Literaturlexikon) vertreten. Zitat daraus: „Der große Erfolg des Werks (die deutsche Auflage nähert sich inzwischen der Million) ist nicht zuletzt auf die treffende Veranschaulichung deutscher Eigentümlichkeiten und auf Geißlers durchsichtige, gelöste Diktion zurückzuführen: Seit drei Jahrzehnten wird daher der Roman an amerikanischen Universitäten als Deutschlektüre verwendet.“ (Richard Mellein im KLL). Die Romane und Erzählungen sind heute in weit über zwei Millionen Exemplaren verbreitet.